Ein sehr besonderer Gast...

... war heute aus München zugeschaltet.

 

Zeitzeugengespräch mit dem Holocaust-Überlebenden Abba Naor

Am 3. November 2025 bietet sich 147 Schüler*innen der EF und Q1 die Möglichkeit, an einem Zeitzeugengespräch mit dem Holocaust-Überlebenden Abba Naor teilzunehmen. Der 97-jährige Herr Naor ist uns digital aus München-Dachau zugeschaltet.

Herr Naor beginnt seine Erzählung mit den Worten: „Was ich erzählen werde, wird manchmal langweilig sein, manchmal wird es nicht leicht sein zuzuhören. Aber ich habe keine andere Geschichte.“

Zunächst erzählt er uns von seiner einfachen, aber glücklichen Kindheit in Litauen, die sich schlagartig ändert, als die deutschen Besatzungsmächte das Land einnehmen. Als Kind einer jüdischen Familie muss er schnell erwachsen werden. Mit 13 Jahren zieht er mit seiner Familie in das Ghetto Kaunas. Bald darauf wird sein älterer Bruder beim verbotenen Einkauf von Brot erschossen. Die Familie wird in das Konzentrationslager Stutthof deportiert, wo sie getrennt wird. Das letzte Mal sieht er seine Mutter und seinen kleinen Bruder am 26. Juli 1944, als diese abtransportiert werden. Später erfährt er, dass die beiden noch am selben Tag in Ausschwitz ermordet worden sind. Zunächst arbeitet er als Heizer einer Lokomotive, doch dann meldet er sich freiwillig für Kaufering, das berüchtigte Außenlager des KZ Dachau, in der Hoffnung, dort seinen Vater wiederzufinden. Von dort aus geht es schließlich auf den Todesmarsch. „Am Ende der Schlange höre ich wieder und wieder das Knallen von Schüssen. Wer nicht weiter kann, wird ermordet und liegen gelassen.“ Am 2. Mai 1945 wird er mit 17 Jahren von Einheiten der US-Armee befreit. Naor findet seinen Vater wieder, mit dem er nach Israel emigriert. Er beteiligt sich dort an den israelischen Unabhängigkeitsriegen und arbeitet später in Deutschland in der Gastronomie.

Nachdem Abba Naor mit seinen Erzählungen abgeschlossen hat, können wir Schüler*innen ihm noch Fragen stellen. Auf die Frage, wie es für ihn war, nach dem Krieg ins Leben zurückzukehren antwortet er mit: „Trotz allem, was ich erlebt habe, bin ich der Meinung, dass das Leben eine feine Sache ist.

Ich glaube, ich kann im Namen der Schülerschaft sagen, dass Herr Naors Geschichte uns alle sehr bewegt hat. Das Grauen, das er durchleben musste, können wir uns nicht annähernd vorstellen. Das Zeitzeugengespräch hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, über den Holocaust zu sprechen und alles dafür zu tun, das so etwas nie wieder passiert. Abba Naor ist einer der letzten Überlebenden des Holocausts. Es ist unsere Aufgabe, das Andenken daran zu bewahren und weiterzugeben.

Von Lisann Wohlfromm (Q1, SJ 2025/26).

Organisation des Zeitzeugengesprächs: Ricarda Langen.

(Fotos: Kas)